Kinderosteopathie

 

"Wie der Ast sich beugt, so neigt sich der Baum."

 

Mit anderen Worten:
Wenn ein Kind sein Leben mit einer Asymmetrie des Schädels aufgrund der Geburt beginnt, dann wird sich das Muster im gesamten Körper wiederspiegeln. Wenn dieses Kind heranwächst, bleibt die Asymmetrie bestehen und kann sogar noch zunehmen, wobei jede Körperstruktur mit betroffen ist und jeder Teil in seiner Funktion dadurch eingeschränkt sein kann. Es ist wie bei einem Baum, der durch starke Winde aus einer vorherrschenden Richtung zu einer gebeugten verbogenen Richtung heranwächst.

Liz Hayden
 

 

einige Anwendungsbeispiele:

  • Schieflagesyndrome, KISS
  • Skoliosen, Schiefhals
  • Hüftdysplasien
  • motorisch/geistige Entwicklungsstörungen und - Verzögerungen
  • Schreikinder, Spuckkinder
  • Geburtstraumen, Unfälle, Stürze
  • Mittel- und Nasennebenhöhlenentzündungen
  • Kieferprobleme und Bissstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Koliken und Verdauungsstörungen u.s.w.

Ab wann kann man ein Kind osteopathisch behandeln lassen?

Je früher eine nötige Behandlung einsetzt, um so besser für alle Beteiligten. Was früh behandelt wird, braucht das Kind nicht mit in die Zukunft zu nehmen.

Erster osteopathischer Check up sollte ca in der 2.- 3. Lebenswoche erfolgen.

 

Wie oft muss ein Kind osteopathisch behandelt werden?

Kann man so pauschal nicht sagen. Ein früh angegangenes Problem braucht oft nur 2-3 Behandlungen.

 

Erstmals auf dem Osteopathiekongress 2007 in Wiesbaden wurde durch Herrn Esser (bekannter und erfahrener Kinderosteopath)  ein Konzept für osteopathische Vorsorgeuntersuchungen (OU) vorgelegt.

 

zeitliche Gliederung der OU

  • OU1 = 0-3 LW (Lebenswoche)
  • OU2 = 3 Monate
  • OU3 = 18-24 Monate
  • OU4 = 3-4 Jahre
  • OU5 = 6 Jahre
  • OU6 = 10 Jahre

Allgemein wird in der Osteopathie empfohlen 1-2 x im Jahr ein Kind, auch ohne Symptome, osteopathisch untersuchen zu lassen.

 

 

Patienteninfo: Warum ist die Bauchlage für Säuglinge so wichtig?

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

 

Noori Mitha

 

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Heutzutage wird Eltern empfohlen, zum Schlafen ihr Kind auf dem Rücken zu lagern, um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen. Viele Eltern legen ihr Kind deshalb aus Sorge auch tagsüber ausschließlich in Rückenlage hin. Osteopathen, Physiotherapeuten und pädiatrische Neurologen bemerken in den letzten Jahren jedoch eine Verlangsamung der motorischen und sensorischen Entwicklung und eine Zunahme der Plagiozephalien (Schiefköpfigkeit) bei Kindern unter einem Jahr. Dies wird u. a. darauf zurückgeführt, dass Säuglinge zu selten während ihrer Wachphasen in die Bauchlage gelegt werden.

Die Bauchlage ist für Folgendes wichtig:

  •  Verdauung: Säuglinge mit Verdauungsbeschwerden profitieren von der Bauchlage, da der dabei auf den Bauch ausgeübte Druck Blähungen löst und die Verdauung fördert. Daher schlafen viele Kinder besser in der Bauchlage ein. Sie können dies gerne zulassen, wenn Sie in der Nähe Ihres Kindes bleiben, bis es einschläft. Dann können Sie es in die Rücken- oder Seitenlage zurückdrehen.

  •  Kopfkontrolle: Sie ist für die Entwicklung der Sinnesorgane des Kopfes, also der Augen, Ohren und Gleichgewichtsorgane, sehr wichtig. In Rückenlage können sich diese Sinne nicht optimal entwickeln, da der Kopf nicht frei in allen Richtungen bewegt, sondern von der Unterlage gehalten wird. Die Nackenmuskeln werden in der Bauchlage intensiv trainiert, in der Rückenlage hingegen kaum.

  •  Kopfform: Eine symmetrische Kopfform wird durch den Zug der Nackenmuskeln in Bauchlage gefördert. In Rückenlage tendiert der noch weiche Schädel, v. a. der Hinterkopf, zum Abflachen. Wenn das Kind zusätzlich eine Lieblingsseite hat, entsteht schnell eine Plagiozephalie. Bereits vorhandene Kopfdeformitäten bilden sich in Bauchlage schneller zurück.

  •  Augenentwicklung: In der Bauchlage hält das Kind seinen Kopf in einem optimalen Abstand (20–40 cm) zum Boden, um seine Augen zu trainieren. Gegenstände können gut erkannt und fokussiert werden und die Augenmuskeln können sich besser entwickeln. Dieser Trainingseffekt findet in Rückenlage nicht statt, außer es beschäftigt sich eine Person gerade mit dem Kind und befindet sich dabei im richtigen Abstand. In der Bauchlage trainiert das Kind sich selbst, indem es mit Spielzeug spielt, nach Dingen greift und die Funktion seiner Hände entdeckt. In Rückenlage blickt das Kind in den Raum und beschäftigt sich weniger mit sich selbst.

  •  Gleichgewicht: Die Gleichgewichtsorgane werden durch den größeren Bewegungsradius des Kopfes in Bauchlage vermehrt stimuliert. Zugleich werden die unterschiedlichen Kopfstellungen mit der Gleichgewichtsempfindung abgeglichen.

  •  Aufrichtung: Die Bauchlage fördert die Kopfkontrolle und Entwicklung der verschiedenen Muskelketten des Nackens und Rückens sowie der Bauchmuskeln. In den ersten Monaten lernt das Kind sich aufzurichten, indem es seinen Kopf gegen die Schwerkraft hält, die Hände nach vorn vor den Körper bringt, sich zunächst auf die Unterarme und dann bei durchgestreckten Armen auf die Hände stützt. Mit dieser Kraftentwicklung ist das Kind in der Lage, mobil zu werden und erst zu robben und dann zu krabbeln.

  •  Mundschluss: Die Bauchlage trainiert die vorderen und hinteren Muskel- und Faszienketten gleichermaßen. Das Kind kann dadurch einen guten Tonus der Rumpf-, Hals- und Zungenmuskulatur entwickeln. Der Mund schließt sich mit dem Training dieser Muskeln automatisch.

  •  Atemwege: In der Bauchlage wird der Brustkorb geöffnet und das Kind kann tiefer durchatmen, da auch die Atemhilfsmuskeln und nicht nur die Zwischenrippenmuskeln und das Zwerchfell bei der Atmung mithelfen. Gerade Säuglinge, die zu Atemwegsinfekten neigen, profitieren von der Bauchlage.

Legen Sie Ihr Kind auf eine flache Unterlage (nicht auf Ihren Bauch) mindestens 20-mal am Tag in die Bauchlage, auch wenn es zunächst nur für einen kurzen Moment möglich ist. Je früher Sie mit der Bauchlage beginnen, desto schneller lernt Ihr Kind, sich auch in der Bauchlage zwischendurch auszuruhen und den Kopf abzulegen. Säuglinge, die erst nach einigen Monaten in die Bauchlage gelegt werden, protestieren oft, da sie die ungewohnte Muskelaktivität anstrengt.

In den ersten 2 Monaten genügen 20–30 Sekunden, ab dem 3. Monat sollte das Kind mehrere Minuten in Bauchlage aushalten, ab dem 6. Monat die Hälfte seiner Wachphasen in Bauchlage verbringen. Kinder, die von Geburt an in der Bauchlage liegen, drehen sich häufig schon mit 6 Monaten von alleine und nehmen am liebsten die Bauchlage ein, um von hier aus die Welt zu entdecken.